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Jahresprogramm 2012

14. April 2012 / Besuch Kloster Glattburg (St. Gallenberg)
14. Mai 2012 / Hauptversammlung 2012, Hotel Uzwil, Uzwil
16. Juni 2012 / Stadtrundgang St. Gallen
28./29. September 2012 / Herbstmarkt Uzwil mit eigenem Verkaufsstand
16. Oktober 2012 / Weisch no? - Treff
11. November 2012 / Martini - Metzgete
06. Dezember 2012 / Samichlaus - Abend beim Kornspeicher Niederuzwil

Kurt Marti bei seinem Vortrag "Alters-und Pflegeheime im Wandel der Geschichte"

Der Martinstag am 11. November dient der Vereinigung für Kulturgut Uzwil schon seit Jahren als Anlass für eine deftige Metzgete mit kulturellem Rahmen. Die Martini-Metzgete fand mit diesem Jahr bereits zum achten Mal statt und gehört mittlerweile zum festen Bestandteil des Jahresprogramms der Vereinigung für Kulturgut. Kurt Marti, Heimleiter im SeniorenZentrum Uzwil, konnte für einen Vortrag zum Thema „Alters-und Pflegeheime im Wandel der Geschichte“ gewonnen werden. Wie schon in den letzten zwei Jahren fand die Metzgete wieder im Kafi Wäspi in Niederuzwil statt.

Metzgete-Buffet gewürzt mit Kultur
Die Vereinigung für Kulturgut Uzwil konnte den über 40 Teilnehmenden auch in diesem Jahr wieder Kultur vom Feinsten bieten. Die Ankündigung des Vortrages von Kurt Marti zum Thema „Alters-und Pflegeheime im Wandel der Geschichte“ hatte wohl das Interesse der Leute geweckt, denn die Teilnehmerzahl war in diesem Jahr besonders hoch. Klaus Sohmer im Amt als Vizepräsident der Vereinigung für Kulturgut Uzwil begrüsste die Anwesenden zum Apéro und gab das Wort dann gleich weiter an Kurt Marti. Seinen Vortrag zum genannten Thema begann er mit ein paar einleitenden Worten über die Armenhäuser und Bürgerheime vergangener Zeiten und deren Ursprünge in der Gesellschaft. Es folgten Statistiken über die Entwicklung der Alterspyramide, welche sich mit der Zeit langsam zum Alterstannenbaum entwickelte. Interessant auch der sichtbare Einschnitt durch die Grippe-Epidemie im frühen zwanzigsten Jahrhundert, welche viele Tote forderte und damit einen markanten Einschnitt in der Altersstruktur hinterliess. Auch die Babyboom-Jahre in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts waren in den Statistiken gut sichtbar. Es folgten Ausführungen über die geschichtliche Entwicklung von den ersten Armenhäusern über die Bürgerheime, den Altersheimen, Seniorenresidenzen bis hin zu modernen Seniorenzentren. Natürlich wurde auch das SeniorenZentrum Sonnmatt und seine Entwicklung im Verlauf der Zeit im Vortrag erwähnt und mit vielen Bilder von früher und heute untermalt. Manche Geschichten und Gepflogenheiten von früher liessen die Zuhörer ungläubig staunen und man war sich nicht mehr sicher, ob das Leben früher wirklich viel schöner als heute war, wie man manchmal hört. Kurt Marti wusste die Zuhörer mit seinem charmanten Berner-Dialekt zu fesseln und provozierte mit dem einen oder anderen „träfen“ Spruch manche Lacher in den Reihen. Der sehr interessante und gelungene Vortrag endete mit der Aussicht auf die Zukunft des Wohnens im Alter und den geänderten Bedürfnissen dieser Bevölkerungsgruppe.

Die anwesenden Besucher beim Apéro...

Von der Kultur zum Kulinarischen
Anschliessend an den Vortrag wurde das Metzete-Buffet eröffnet und man bediente sich gerne aus dem reichhaltigen Angebot der Küche des Kafi Wäspi. Die angebotenen Blut-und Leberwürste, das Geschnetzelte mit Rösti, der saftige Schinken mit Sauerkraut und Bohnen und Vieles mehr schmeckten fantastisch. Die charmante Wirtin und ihr zuvorkommendes Personal taten das Übrige dazu, dass man sich sehr wohl fühlte und das Essen geniessen konnte. Dazu unterhielt man sich an den Tischen angeregt und konnte so das Gehörte nochmals Revue passieren lassen. Mit Dessert und Kaffee liess man den gelungenen Abend ausklingen. Zufrieden und um einiges an Wissen über das Wohnen im Alter reicher durfte man den Anlass wieder als grossen Erfolg werten.

Bericht vom 23. November 2012
Verfasser: Roger Affolter

Zu diesem Thema referierte Klaus Sohmer am «Weisch no?»-Treff der Vereinigung für Kulturgut Uzwil.

Klaus Sohmer präsentiert einen Baumwollstoff, der mit Maschinengarn gewoben ist. Solche Produkte wurden ins Ausland, zum Beispiel in den Nahen Osten, exportiert. (Bild: stu.)

NIEDERUZWIL. Was wäre Niederuzwil ohne den Industriepionier Mathias Naef? Ein Ort in der Grösse Henaus oder Niederstettens. Die Entwicklung des grössten Dorfs der Gemeinde Uzwil hängt laut Klaus Sohmer, Vorstandsmitglied der Vereinigung für Kulturgut Uzwil, eng mit der Familie Naef zusammen. Das wurde am «Weisch no?»-Treff klar ersichtlich.

Die Bezeichnung Uzwil fehlte
Anhand verschiedener Karten und Dorfansichten zeigte der Referent die Entwicklung der Gemeinde Uzwil auf. Und machte deutlich, dass Uzwil erst im Laufe der Jahrzehnte mit seiner exportorientierten Maschinenindustrie zur geläufigen Ortsbezeichnung geworden war. Um 1880 bis 1885 war erstmals von einem Dorf namens «Uzwil» die Rede. Mit der weiteren Expansion des Dorfes Uzwil änderte die Gemeinde 1962 ihren Namen von Henau in Uzwil (vgl. Wiler Zeitung vom 15. Oktober). Vor dem Bau der Bahnlinie gab es Uzwil an sich nicht. Bis dato wurden die Siedlungen nach den Weilern Gupfen, Hub, Zahnershub oder Vogelsberg genannt.

Industrialisierung
Der Niederuzwiler Industrielle Mathias Naef (1792–1846) eröffnete 1821 eine mechanische Weberei. Dies gilt als Grundstein für die Industrialisierung Uzwils. Die Hand- wurde allmählich durch die Maschinenspinnerei verdrängt. 1850 entstand der Webstuhl mit mechanischem Antrieb, 1880 wurde die Dampfmaschine in der Industrie eingeführt. «Um 1822 war Niederuzwil ein kleines, armes Dorf mit nur wenigen ordentlichen Häusern», sagte Sohmer. Mit der Industrialisierung ging die Bevölkerungsentwicklung einher – Niederuzwil prosperierte. Mathias Naef nutzte die Wasserkraft der Uze, investierte in guten wie schlechten Zeiten. Er exportierte seine Textilien in den Nahen Osten, nach Süd- und Nordamerika. In der Blütezeit beschäftigte er 2000 bis 3000 Mitarbeiter, worunter viele Heimarbeiter. 13-Stunden-Tage bei bescheidenem Entgelt waren damals die Regel.

Wasserheilanstalt Buchenthal
Die Bahnhofstrasse als Verbindung zwischen dem Bahnhof Uzwil und der Wasserheilanstalt Buchenthal bei Oberbüren, welche von 1843 bis 1907 existierte, wurde aufgewertet. Es entstanden Restaurants und Hotels zur Beherbergung dortiger Gäste. Die Bahnhofstrasse wurde, wie entsprechende Ansichtskarten belegen, durch Besuche Adliger auch als Kaiserstrasse bezeichnet. «Ein Kaiser hat sich allerdings nie im Buchental aufgehalten», schmunzelte Klaus Sohmer.

Die drei grossen Uzwiler Firmen gingen im Laufe der Zeit unterschiedliche Wege. Die Naefsche Weberei hatte um die Jahrhundertwende 1900 noch rund 1000 Mitarbeiter, wurde aber schon 1914 von Peter Zweifel übernommen. Die Peter Zweifel AG, Weberei Felsegg, wurde 1971 stillgelegt. Dagegen ist Bühler heute ein global tätiges Unternehmen. Die Naefsche Weberei, die Eisenbahnlinie sowie die Industrien von Benninger und Bühler verursachten einen weiteren Einwohnerschub in Uzwil. Eine direkte Verwandtschaft zwischen den Familien Naef und Bühler besteht laut Klaus Sohmer hingegen nicht.

Rätsel um Bienenstrasse
Die heutige katholische Kirche in Niederuzwil wurde 1934 auf dem ehemaligen Firmengelände von Mathias Naef errichtet. Noch viel Interessantes wusste Klaus Sohmer zu erzählen. Und die Zuhörer diskutierten rege mit. Manche Frage wurde gestellt. Unklar ist etwa, weshalb an der Bienenstrasse verschiedene Gebäude ähnlicher Architektur entstanden sind. Ob sie früher mal eine Hauptstrasse gewesen ist?

Bericht vom 18. Oktober 2012
Verfasser: Philipp Stutz (Wiler Zeitung)

Die Vereinigung für Kulturgut Uzwil hat am Samstagmorgen ins Kloster St. Gallenberg eingeladen. Äbtissin Mutter Bernarda ermöglichte den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern einen interessanten und zugleich humorvollen Blick hinter die Klostermauern.

OBERBÜREN. «Eigentlich», lacht Mutter Bernarda beim Abschied, «eigentlich hatte ich als junge Frau ganz andere Pläne, als ins Kloster einzutreten. Ein Bauernhof, viele Kinder, ein Auto – das waren meine Ideen. Aber es ist anders gekommen. Diesen März habe ich das 25. Amtsjahr als Äbtissin angetreten. Wir haben es immer miteinander gemacht, der Herr und ich. Und natürlich die Schwestern, die mich bei der Arbeit unterstützen.» Äbtissin Mutter Bernarda, 70 Lenze jung, ist eine Frohnatur. Mit sichtlichem Vergnügen teilt sie den Besuchern ihr Rezept für ein erfülltes Leben mit: «Ich fahre Velo und dusche kalt, das hält mich fit.» Und natürlich die Verankerung im Glauben und die Überzeugung, etwas beizutragen, dass es auf der Welt dank der Ewigen Anbetung ein wenig besser zu und her geht.

St. Gallenberg-Glattburg ist das Mutterkloster der Gemeinschaft. Deren wichtigste Aufgabe ist das Gotteslob in Chorgebet, Gottesdienst und Anbetung. Als Bernarda 1963 nach Glattburg kam, wohnten dort gut drei Dutzend Benediktinerinnen. 2012 sind es noch elf im Alter zwischen Anfang 40 und 83 Jahren. Die Ewige Anbetung kann dank Einbezug von Frauen und Männern, die als Laien einen Teil der Lücken schliessen, aufrecht erhalten werden.

Mit der Welt verbunden

«Es braucht uns, wir haben eine Daseinsberechtigung», betont die Äbtissin. «Wir wissen, was in der Welt läuft. Wir schauen fern, lesen Zeitungen und haben Internet. Es wenden sich aber auch viele Menschen direkt an uns mit der Bitte um Gebete.» Mit Stolz und immer auch einer Prise Schalk zeigt sie den Besuchern die Schönheiten und Besonderheiten der spätbarocken Kirche, die vollständig aus Holz erbaut und mit vierzig Engeln geschmückt ist. Für die Existenz des Klosters von Bedeutung ist das Gästehaus. Mutter Bernarda führt die Schar durch die gemütlich und stilvoll eingerichteten Zimmer. Schöne Kachelöfen, kunstvolle Intarsien auf Tischen, Stukkaturdecken und gepflegte Parkette zeichnen die Räume aus. Und viele Frühlingsgestecke. Zum Kloster gehört ein riesiger Blumen- und Gemüsegarten. «Wir haben das Paradies innerhalb der Mauern», freut sich die Äbtissin.

Wiborada würdigen

Klaus Sohmer, der die Gesellschaft im Namen der Vereinigung für Kulturgut durch das Kloster begleitet, kann im Büro des Gästehauses seinen Bruder Bernhard begrüssen. Dieser arbeitet als Spiritual in Glattburg. Ein weiterer Raum ist der heiligen Wiborada gewidmet. Mutter Bernarda führt in deren entbehrungsreiches und mutiges Leben ein. Hoffnungsfroh erzählt sie auch von der 27jährigen «Schnuppertochter», und wie schön es wäre, wenn diese den Weg nach Glattburg finden würde. Die Besucher zeigten sich beeindruckt von der lebensfrohen Stimmung, welche die Äbtissin ausstrahlt.

Bericht vom 16. April 2012
Verfasser: Kathrin Meier-Gross (Wiler Zeitung)